Kaninchen sind keine Einzelgänger. In der Natur leben sie in großen, sehr sozialen Gruppen. Deshalb ist es nicht zu empfehlen, ein Tier alleine zu halten. Es würde vereinsamen und hätte somit ein trauriges Leben. Niemand könnte ihm die Öhrchen lecken und das Fell pflegen. Kontaktliegen, zusammen Haken schlagen und gemeinsam Möhrchen mümmeln, ist in einem Kaninchenleben ganz wichtig. Bevor du dir ein Kaninchen anschaffen möchtest, stell dir die Frage, ob es nicht auch zwei sein können. Sonst verzichte lieber, zum Wohle des Häschens, darauf.
Wenn du zwei oder mehrere Tiere zusammenführen möchtest, nimm dir unbedingt ein Paar Tage Zeit dafür. Man sollte das Geschehen unter Beobachtung
haben, da es meistens zu Rangkämpfen kommt. Die kleinen, possierlichen Mümmelmänner mutieren zu harten Kämpfern, die sich unter Umständen gegenseitig schwer verletzen. Es fliegen, im
wahrsten Sinne des Wortes, die Fetzen. Sie laufen aufeinander zu und schlagen sich mit den Pfoten, jagen und beißen sich. Sie berammeln sich gegenseitig, um ihre Position in der Gruppe zu klären.
Das geht solange, bis sich einer unterwirft. Unkastrierte Rammler dürfen keinesfalls zusammen gesetzt werden. Sie würden sich großen Schaden zufügen. Das kann bis zum Tode
eines Beteiligten gehen. Kastrierte Rammler kann man miteinander vergesellschaften. Aber es gibt Ausnahmen, bei denen es nicht optimal klappt. Ich selbst habe zwei Kastraten, die sich
immer wieder schwer verletzt haben und deshalb getrennt wurden. Das kann natürlich auch unter Weibchen passieren, die sind manchmal sehr launisch.
Wenn du ein weiteres Kaninchen zu bereits vorhandenen Hopplern setzen möchtest, denk daran, das neue Tier erst für eine Weile unter Quarantäne zu beobachten, um die Gesundheit deiner Tiere nicht zu gefährden. Zunächst sollte der Befund der Kotprobe (Sammelprobe von 3 Tagen ) in Ordnung sein, um z. Bsp. Würmer und Kokzidien auszuschließen. Manche Krankheiten haben einige Tage Inkubationszeit, bevor sich etwas bemerkbar macht. Zwischen 3 und 14 Tagen sollte man also lieber abwarten, bevor man die Kaninchen zusammenführt. Je nach dem -situationsabhängig- kann es in Ausnahmefällen auch länger notwendig sein.
Wenn alles unauffällig ist, kannst du die Vergesellschaftung starten. Sonst muss der Neuzugang behandelt werden, bis alles ok ist. Erst dann, darf das Tierchen in die Gesellschaft der anderen Wackelnasen eingeführt werden.
Gemischte, größere Gruppen oder eine Häsin mit einem Böckchen, funktionieren in der Regel gut. Es werden zunächst immer Rangeleien stattfinden. Hier sollte man nicht eingreifen, solange es unblutig bleibt. Kratzer und loses Fell sind normal.
Das fällt liebevollen Haltern unglaublich schwer. Mir selbst geht es bei jeder Vergesellschaftung so. Aber die Rangordnung muss geklärt werden,
daran führt kein Weg vorbei. Dieser Prozess kann einige Tage bis Wochen dauern. Mann sollte den Tieren genug Versteckmöglichkeiten anbieten, worin sie sich in den Kampfpausen ausruhen können.
Z.Bsp Röhren und kleine Häuschen mit mehreren Öffnungen oder ein Karton, in den man zwei Eingänge schneidet. Diese einfache Lösung tut auch gute Dienste. In Abständen, kann die Ordnung immer
mal wieder aufgefrischt werden. Kommt ein Tier in die Gruppe dazu, geht's wieder los. Es ist sinnvoll, die Zusammenführung auf neutralem Boden zu starten, denn dann hat noch keins der
Kaninchen einen Anspruch auf das Revier erhoben. Das ist allerdings bei einer großen Gruppe schwer machbar. Ich selbst habe kein neutrales Gebiet zur Verfügung. Das kann ein Problem
sein.
Eine rein gleichgeschlechtliche Truppe, ist nicht unbedingt harmonisch. Häsinnen sind z. Bsp. oft zickig und sehr dominant untereinander. Ein übermütiges Jungkaninchen sollte auch nicht zu einem Alttier gesetzt werden. Babys können sich nicht ausreichend gegen Angriffe älterer Tiere verteidigen und werden möglicherweise verletzt. Selbst ab einem Alter von ca 16 Wochen, können Jungtiere noch schwer gegenhalten. Die Haut ist noch ganz weich und reißt sehr leicht auf.
Die Situation muss auf jeden Fall die ersten Tage im Auge behalten werden, um eingreifen zu können, falls es ernsthaft notwendig wird. Was auch
wichtig ist, sind mehrere Futterstellen, damit jedes Tier ohne Probleme an Nahrung und Wasser herankommt. Kaninchen kompensieren Stress scheinbar, indem sie fressen. Das konnte ich hier oft
beobachten.
Geh auf keine Fall mit bloßen Händen dazwischen, wenn es zum Kampf kommt, um nicht selber erwischt zu werden. Man kann versuchen, das Geschehen
kurz zu unterbrechen, wenn sich ein Knäul bildet. Mach laute Geräusche oder nimm eine Wasserpistole. Dann kann man ein Kaninchen greifen und quasi aus der "Schusslinie" nehmen. Bitte NUR
eingreifen, wenn sie sich verletzen. Kämpfe muss man leider aussitzen.
Die beteiligten Tiere, sollten regelmäßig auf schlimmere, behandlungswürdige Wunden untersucht werden. Kontrollier auch regelmäßig den Bauch und die Region um die Genitalien herum auf Bisse.
Kleinere Kratzer und Fellflug, was im Eifer des Gefechts passiert, ist durchaus normal.
Wichtig ist, dass man die Tiere nicht ständig trennt und wieder zusammen setzt. Das schürt Aggressionen und ist absolut kontraproduktiv, denn die
Vergesellschaftung beginnt jedesmal von Neuem. Auch das vorherige beschnüffeln lassen durch ein Gitter, ist kein guter Start in eine VG.
Mein Bibo hat ein halbes Ohr im Kampf verloren. Er hatte auf der Seite kein Auge, da dies entfernt werden musste. Den Angriff hat er wahrscheinlich, buchstäblich nicht kommen sehen. In einem solchen Fall, muss die Vergesellschaftung abgebrochen werden.
Bei Vergesellschaftungen MÜSSEN alle beteiligten Tiere regelmäßig auf Unversehrtheit untersucht werden.
Denk daran, daß junge Rammler schon mit ca 12 Wochen geschlechtsreif werden. Die "Halbstarken" fangen dann an, sich zu prügeln.
Vermeide durch Kastration unerwünschten Nachwuchs und hormonell bedingte Aggressionen!
Das ist alles ziemlich turbulent ...
...Es lohnt sich jedoch am Ende, eine harmonische Gruppe glücklicher Wackelnasen beim Kuscheln beobachten zu können.
Sollte eins der Kaninchen über Tage vor Angst gar nicht mehr aus dem Versteck heraus kommen und das Fressen einstellen, muss abgebrochen werden.
Desweiteren sind ständiges ineinander Verbeissen und schwere Bissverletzungen, die behandelt werden müssen, ein Grund abzubrechen. Bejagen und berammeln mit
fliegendem Fell, ist jedoch völlig normal.
Das kann durchaus gut und harmonisch funktionieren. Man sollte das Geschehen im Auge behalten und schauen, in wie weit man der Sache vertrauen kann. Und natürlich muss man besondere Hygiene einhalten.
Lies dazu Punkt 41.
Ein vollwertiger Ersatz für einen Partner kann jedoch weder Hund, Katze, noch Meerschweinchen o.a. sein.
Vielen Dank, liebe Anja, für die tollen Fotos.